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Die Sache mit der roten und blauen Pille

Die Sache mit der roten und blauen Pille...

Im Gespräch mit Carsten Pötter

„Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit“, lautet ein Zitat von Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach. Zu dieser Erkenntnis kam die österreichische Schriftstellerin bereits Anfang des 20. Jahrhunderts. Seit Menschengedenken gibt es Herrschende und das „Fußvolk“, wenngleich es heute oft nicht mehr so offensichtlich ist, wer herrscht und wer sich versklaven lässt. Nach wie vor - oder sogar mehr denn je - befinden wir uns im Spannungsfeld von Ideologien. Ideologien führen zu Totalitarismus, Unfreiheit und somit zu Faschismus, unabhängig davon, welche „Teletubbies“ die jeweils etablierten Parteien uns als neue Oberhäupter präsentieren. Das, was uns als Demokratie angeboten wird, mutiert somit immer mehr zu getarntem Sozialismus, denn hätten wir eine wirkliche Demokratie, wäre sie direkt und es gäbe Volksabstimmungen. Letztere dürften gerade angesichts der heutigen Technologien ein Kinderspiel sein, aber stattdessen wird die Welt „smarter“ und überwachter. Das geschieht schleichend und was diesen Prozess so perfide macht, ist die (unbewusste?) Bereitschaft vieler Menschen, sich all dem mehr oder weniger klaglos zu unterwerfen. Es scheint im Menschen eine gewisse Neigung vorhanden zu sein, sich versklaven lassen zu wollen. Die Zunahme an sado-masochistischen Sexualpraktiken und der großen Erfolg von „60 shades of grey“ könnten ein Indiz dafür sein, dass an dieser Mutmaßung etwas dran ist.

Ich empfehle zu diesem Thema auch die Beiträge „Rechte und linke Ideologien“, „Zum Opportunismus geboren“ und „Wissenschaftselite oder Markt der Eitelkeiten?“

FRIEDA sprach mit Carsten Pötter über dieses Thema.

FRIEDA: Ist die Bereitschaft zur Unterwürfigkeit angeboren, „typisch deutsch“, erworben oder ein Effekt innerer Ohnmacht?

Carsten Pötter: Dieser Themenkomplex ist sehr vielschichtig und sollte daher von verschiedenen Seiten beleuchtet werden. Unterwürfigkeit ist ein charakteristisches Merkmal von unreflektierter Konformität. In jedem Menschen ist das archetyptische Wissen verankert, dass sein Überleben davon abhängt, ob er in eine Gemeinschaft, die ihn trägt und bei Gefahr schützt, eingebunden ist oder nicht. Der Zeitgenosse der Postmoderne kennt zwar keine Säbelzahntiger mehr, verhält sich aber noch so, weil das Bedrohungsmuster wirksam geblieben ist. Das Raubtier der Vorzeit ist Geschichte. Gegenwärtig erzeugen Gewalt, Terror und Krieg den gleichen Effekt, nämlich Angst, um im Schmelztiegel der „schönen neuen Welt“ zu „sintern“ und den politisch korrekten Einheitsmenschen hervorzubringen.

Lebensförderliche Gemeinschaften gehen zunehmend verloren und an ihre Stelle treten Gesellschaften, die auf dem „Teile-und-Herrsche-Prinzip“ beruhen und divergierende Interessen verfolgen. Alle Parteien gehorchen im Übrigen diesem Prinzip. Im Wortstamm steckt der Begriff „Part“, was „Teil“ bedeutet und dem Zerteilen dient. Kein lebender und kohärenter Organismus käme auf die Idee, Parteien zu gründen, weil er weiß, dass das friedliche Leben an das synchrone Verzahnen aller Bereiche gekoppelt ist. Dieses Bewusstsein fehlt den intellektuellen „Eliten“ aus verschiedenen Gründen, welche auszuführen, den Rahmen dieses Interviews sprengen würde. Wer kollektive Verhaltensweisen verstehen will, sollte „Die Psychologie der Massen“ von Gustave Le Bon lesen. Dort werden unter anderem die Techniken beschrieben, mit denen Menschen insbesondere die intellektuellen mit einfachen Methoden unter Kontrolle gebracht und gehalten werden. Im Kern geht es darum, Menschen zu veranlassen, etwas anderes zu glauben und zu artikulieren als das, was sie instinktiv für wahr und richtig empfinden.

Dazu liefert das Experiment des französischen Sozialpsychologen Serge Moscovivi ein anschauliches Beispiel: Er ließProbanden auf eine Fläche mit unterschiedlichen Blautönen blicken und befragte sie anschließend nach der Farbe. Während jener Teil der Probanden, die Farbe wahrheitsgemäß mit blau benannte, also der Teil, der nicht von Helfern des Psychologen umringt war, die unisono behauptet hatten, die Farbe sei grün, folgten die meisten derjenigen, die von den Helfern flankiert wurden, dem Konformitätsdruck und gaben an, die Fläche sei grün. Sie unterwarfen sich der Mehrheitsmeinung, um sich nicht ausgestoßen oder abgesondert zu fühlen, denn die schlimmste Bestrafung, die einem vermeintlich freien Menschen widerfahren kann, ist die soziale Ächtung. Das halten nicht wirklich viele Menschen aus und sie werden daher alles versuchen, um die Anerkennung einer Gruppe zu gewinnen, indem sie deren Meinung und Verhalten nachahmen und sehr genau darauf achten, nicht herauszuragen. Solche Menschen geben letztlich auch ihre eigenen Überzeugungen und Wahrheiten auf. Es ist augenfällig, dass sich der Hang zur Unterwerfung besonders bei diskursfreudigen Menschen ausgebildet hat.

FRIEDA: Warum neigen Intellektuelle in besonderem Maße zur Unterwerfung?

Carsten Pötter: Diese Spezies tummelt sich vorwiegend im Fahrwasser der Macht, da ihr Intellekt erst durch diese Form der „Adelung“ Bedeutung erhält. Sie werden nur dann geduldet und protegiert, wenn sie sich in den Dienst der jeweiligen Doktrin stellen. Wie diese ausgekleidet ist, ist nicht entscheidend. Intellektuelle sind in der Regel nur einseitig begabt. Ihr Verstand dominiert ihr Wesen. Ihnen fehlt eine instinktive Instanz, die ihnen erlaubt, Informationen intuitiv zu prüfen. Daher sind sie besonders anfällig dafür, vermeintliches Wissen ungeprüft zu übernehmen und damit in den Chor des Mainstreams einzustimmen. Ihre Schwachstelle ist ihre Eitelkeit, der mit Narzissmus gepaart eine ideale Voraussetzung für Korruption bietet. Ruhm, Ansehen und Reputation sind der Lockstoff, über den sie geködert werden. Über diese Selbstwahrnehmung funktioniert dann die Freund/Feind-Analyse problemlos. Wer dann etwas anderes glaubt oder sagt, was Wissenschaftler, anerkannte Publizisten, und „demokratische“ Politiker äußern, gerät schnell ins Sperrfeuer dieser Moralisten und sieht sich dann unschöner Etikettierung ausgesetzt. Augenfällig ist ihre spezielle Dialektik. Für sie ist es kein Widerspruch, sich einerseits für Demokratie, Pluralismus, Toleranz und Meinungsfreiheit einzusetzen, gleichzeitig aber alle Menschen mit dem Bann zu belegen, die andere Ansichten hegen, ganz gleich, ob diese begründet sind oder nicht. Diese spezielle Unterwürfigkeit ist zwar nicht spezifisch deutsch, aber bei Deutschen besonders oft anzutreffen.

Napoleon Bonaparte hat über die Deutschen einmal Folgendes gesagt: „Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden; die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgen sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde.“

Einschub FRIEDA: Na ja, was Napoleon angeht, sehe ich es eher so, dass er da, selbst im Glashaus sitzend, mit Steinen geworfen hat. „Unter seiner Herrschaft kam es zu einem Rückfall in absolutistische Herrschaftsformen, die sogar noch eine Steigerung erfuhren, insofern als sich Napoleon nicht mehr nur als Stellvertreter Gottes ansah, sondern sich – da Gott mit der Aufklärung obsolet geworden war – als gottgleichen Herrscher verstand“, schreibt Hans-Jürgen Wirth über ihn in seinem – übrigens von mir sehr empfohlenen – Buch „Narzissmus und Macht Zur Psychoanalyse seelischer Störungen in der Politik“. Der (männliche) Größenwahn, womöglich oft einhergehend mit einem Mutterintrojekt, war und ist m.E. als Erklärung heranzuziehen, um zu verstehen, wie diese Leute ticken. Zu diesem Themenbereich empfehle ich auch die Interviews mit Dr. Hilde Schmölzer „Die abgeschaffte Mutter“ und das Interview mit Dr. Heide Göttner-Abendroth „Gaia: Nach Hause kommen“ sowie am Ende dieses Beitrages noch einige weitere Bücher...

Fortzsetzung C. P.: Wer sich als geistesklarer Mensch die aktuelle Situation in Europa im Allgemeinen und in Deutschland im Speziellen anschaut, findet die Einschätzung des Franzosenkaisers bestätigt. Die Tatsache, dass insbesondere Linksintellektuelle nicht nur nicht begreifen oder verstehen, was tatsächlich geschieht, sondern darüber hinaus alle Bestrebungen mit Begeisterung aufnehmen, die sie selbst in das Fadenkreuz nehmen, zeigt, wie genial und wahrlich großartig die seit Jahrzehnten andauernde mentale Indoktrination durch den Geist der Frankfurter Schule um Adorno und Habermas funktioniert. Sie mussten beim Aufstieg in höhere Sphären leider feststellen, dass diese Regionen sauerstoffarm sind und sie somit Gefahr laufen, in jene ideologischen Fallen zu tappen, die sie für ihre rückständigen und rückwärts gerichteten, bzw. ewig gestrigen Gegner ausgelegt haben. Die klugen Menschen unter ihnen werden früher oder später feststellen, dass sie sich zu nützlichen Idioten haben abrichten lassen. Die große Mehrheit hingegen produziert dessen ungeachtet hochtrabende Ausführungen über alte und neue Anti... ismen, in denen sie mit akrobatischen Wortkonstruktionen hantieren, die nicht nur den Status quo blumig verbrämen, sondern gleichzeitig inhaltslosen, demokratiegerechten Begriffshülsen entsprechen, die dem politisch und gendergerechten Anspruch genügen: „Soziokybernetische Diskurse über die Koitusfrequenz kopulierender Pflastersteine im Spannungsfeld diskriminierender geschlechtsspezifischer Identitäten – Handreichungen für die gewaltfreie Erwachsenenbildung“. Ihre zentrale Forderung lautet dann gleichsam folgerichtig wie eingängig: Der männliche Genus von Pflasterstein müsse aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit fortan gegen den weiblichen ersetzt werden: Die Pflastersteinin.

FRIEDA: Ich vermute, Sie meinen das nicht sarkastisch, sondern satirisch?

Carsten Pötter: Weder noch. Allerdings ist Satire einer der wenigen gangbaren Wege, um in diesem System des Irreseins auf gewisse systemische Zusammenhänge aufmerksam zu machen, ein System, das dem codierten Zweibeiner Regeln aufzwingt, die eine Beleidigung jeglicher Intelligenz darstellen und die nur auf dem Boden von Ignoranz, Ohnmacht und Angst gedeihen können.

FRIEDA: (seufzend…) Da stimme ich Ihnen vollkommen zu. Und zu diesen Regeln gehören wohl unter anderem auch der Zwangsrundfunkbeitrag, die Entscheidungen in Brüssel, beispielsweise jene, die uns die unglückselige Energiesparlampe eingebracht haben. Das alles trägt Merkmale einer faschistischen Gesellschaft, der die Massenmedien das nötige Gerüst verleihen, welches die Behörden noch fixieren. Inzwischen ziehen schon Erfüllungsgehilfen des Systems von Haus zu Haus, um zu überprüfen, ob vielleicht jemand einen Hund hat und keine Steuern für das Tier bezahlt. Das alles funktioniert, weil es Leute gibt, die befehlen und andere, die diese Befehle ausführen. Was hindert Menschen daran, aus der Geschichte etwas dazuzulernen?

Carsten Pötter: Menschen lernen in der Regel nichts hinzu, weil ihre Psyche, also das Alarmsystem, aufgrund der Beharrungstendenz immanent ist. Ein junges Mädchen, das unter einem gewalttätigen Vater litt, wird sich auch einen gewalttätigen Partner suchen. Das macht sie nicht deswegen, weil ihr das gut tut, sondern, weil sie es kennt. Lernen im Sinne von Dazulernen und Verändern setzt einen Reiz voraus, der so stark ist, dass er nicht übersehen werden kann. Darunter fallen die persönlichen Schicksalsschläge und Katastrophen. Wer selbst diese Zeichen nicht erkennt, tritt ab und wird, da er die Lektion nicht verstanden und gelernt hat, beim chsten Antritt mit der gleichen Aufgabe konfrontiert, bis er deren Inhalte verstanden und verinnerlicht hat. Menschen ziehen das Leiden vor, denn das Leiden ist sicher. Nichtleiden setzt voraus, sich auf unbekanntes Gebiet (Terra incognita) zu begeben und dabei dem Schlimmsten zu begegnen, was sich ein Mensch vorstellen kann: sich selbst. In diesem unbekannten Land gibt es niemanden, den sie für die eigene Situation schuldig sprechen können, außer sich selbst. Hier gilt das Prinzip Ursache und Wirkung in der Form, dass alles Tun (und auch Unterlassen) unmittelbar auf den Absender zurückfällt. Das ist für einen Menschen schwer zu ertragen, dessen Existenz von einem Opfer-Täter-Bewusstsein geprägt ist und der kein kohärentes Bild der Wirklichkeit besitzt.

FRIEDA: Politiker, die nachweislich korrupt sind und Steuergelder verschwenden oder Konzern- und Bankenchefs, die mittels virtuellem Geld die Inflation anheizen, und die somit das „etablierte System“ manifestieren helfen, die Unfreiheit ihrer Mitmenschen also untermauern, werden oft nicht oder kaum zur Verantwortung gezogen, während Systemkritiker unter Generalverdacht gestellt und teilweise sogar als Terroristen bezeichnet werden. Dabei war Widerstand in totalitären Systemen immer ein wichtiger Faktor. Man denke da nur an den Widerstand im Dritten Reich, beispielsweise durch die Geschwister Scholl. (Sie kamen um und heute benennt man Straßen nach ihnen…). Damals galten sie als Systemkritiker und in dieser Funktion blieb ihnen nichts anderes übrig, als geltende Gesetze zu brechen, Gesetze, die sie weder selbst gemacht noch befürwortet hatten. Im DDR-Sozialismus war es ähnlich und heute sieht es auch nicht wesentlich anders aus. Man denke da nur an Peter Fitzek. Von ihm kann man halten, was man will, und ich kenne ihn nicht, aber das jüngste Urteil gegen ihn, die verschärften Haftbedingungen, die einseitige Berichterstattung etc. erinnern eher an mittelalterliche Methoden als an einen Rechtsstaat. Auch in diesem Fall ist die Bereitschaft zum Gehorsam der Staatsorgane wieder augenscheinlich. Also wiederholt sich die Geschichte sowieso immer wieder? Wie sehen Sie das aus systemtheoretischer Sicht? Oder aus spiritueller? Oder haben wir es da eher mit einem psychologischen Problem zu tun, wenn Menschen anscheinend kein Problem damit haben, sich als Erfüllungsgehilfen zu verdingen – und dabei über Leichen gehen?

Carsten Pötter: Das Wesen dieses Phänomens kann nur verstanden werden, wenn die Resonanzgesetze begriffen und verinnerlicht wurden. Wenn ein System mit anderen Systemen oder Individuen in Kontakt treten will, muss es die Trägerfrequenz des Empfängers kennen. Über dieses Band können dann beliebige Informationen und Inhalte vermittelt werden. Ihre Wirkung ist umso vorhersehbarer, je genauer die Kongruenz zwischen Sender und Empfänger ist. Wer eine wie auch immer geartete Breitenwirkung erzielen möchte, muss jene Strukturen ansprechen, die beim Menschen entweder gleich oder zumindest ähnlich konfiguriert sind. Dazu gehört das Belohnungs- und Bestrafungszentrum. In diesem Gehirnareal sind die Dressurprogramme hinterlegt, mit deren Hilfe dann die Erfahrungen und Erlebnisse abgeglichen werden. In der Konsequenz werden dann jene Speicherungen für die Wahl des Arbeitsfeldes herangezogen, bei denen die Übereinstimmungen zwischen Inhalt einerseits und Erfahrungen andererseits möglichst hoch sind. Ein weitestgehend freier Mensch würde diese Bereiche als Lernfeld erkennen und als Herausforderung annehmen. Der dressierte Mensch hingegen entwickelt Vermeidungsstrategien, da die Auseinandersetzung mit dem Inhalt weh tut. So finden wir Menschen stets an jenen Plätzen vor, die ihren erfahrenen Speicherungen entsprechen. Sie bleiben dann in ihren gewählten Positionen oder Ämtern, solange ihre Belohnungen attraktiv bleiben. An dieser Stelle beginnt die korruptive Einflussnahme. Wer sich konform verhält, wird belohnt, wer Fragen stellt und auffällt, verliert Zuwendung, Anerkennung und Reputation. Dieses Spiel kann aber nur so lange gespielt werden, solange die Verantwortlichen mitspielen. Das ist der Grund, warum Verantwortliche in Schlüsselpositionen in speziellen Zirkeln, Gremien und Logen konzentriert werden. Dort können sich die Beteiligten nicht nur unter ihresgleichen austauschen, sondern erfahren Bestätigung ihres Tuns. Die Repräsentanten dieses Systems richten sich dann entsprechend ein und achten darauf, dass sie keine Menschen protegieren, die schlauer sind als sie selbst. So bleibt am Ende nur noch mittelmäßiges Mittelmaß übrig, das sich von wirbellosen Lurchen nur noch durch ihr konstruiertes, politisch korrektes Doppelsprechvermögen unterscheiden. Selbst denkende Menschen haben schon lange aufgehört zu erwarten, von Politikern die Wahrheit zu erfahren.

FRIEDA: Gehört die Lüge nicht zum politischen Geschäft?

Carsten Pötter: Im Prinzip schon. Politikdarsteller, vor allem jene, die schon lange im Geschäft sind, wurden in ihrem Ausdruck geschult. Sie brauchen nicht mehr zu lügen, um ihre Absichten zu verbergen. Sie treten offen zu Tage, nur werden diese nicht durchschaut, da mit Hilfe von Wortverdrehungen oder Sinnentstellungen ein Sachverhalt so umschrieben wird, dass sein Kern nicht entdeckt wird. Nehmen wir zum Beispiel die Kommentierung von Frau Merkel anlässlich des NSA-Abhörskandals. Sie ließ nicht etwa den US-amerikanischen Botschafter einbestellen, um ihm eine Protestnote zu überbringen, sondern verlautbarte lediglich, dass das Spionieren unter Freunden nicht akzeptabel sei. Diese Aussage enthält zwei wesentliche Botschaften. Deutschland ist kein Freund von Amerika und Spionage bei Feinden ist erlaubt.

Einer der bekanntesten französischen Staatsmänner und Diplomaten während der Französischen Revolution, Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord, der aufgrund seiner umfangreichen Erfahrungen von Napoleon zum Außenminister ernannt wurde, prägte einst die Feststellung, dass Staaten keine Freunde haben, sondern Interessen. Frau Merkel kann dem nichts Sinnvolles hinzufügen, weil sie sehr genau weiß, dass der Chef der US-Administration, der den Titel Präsident trägt, in der BRD sein Hausrecht ausübt. Er ist nämlich Eigentümer des Vereinigten Wirtschaftsgebietes, dessen Geschäftsführer zur Zeit Frau Merkel ist. Obwohl das kaum jemand hören will, entspricht es dennoch den Fakten. Die BRD ist immer noch besetztes Territorium und der Bund trägt die Kosten der Besetzung. Im Grundgesetz für die BRD kann das im Artikel 120 nachgelesen werden. Völkerrechtlich gilt die Haager Landkriegsordnung, nach der Kriegslisten erlaubt sind. Lügen gehören zu den gängigen Listen. Daher haben die Parteienvertreter ein Problem mit der Wahrheit. Es ist nicht etwa so, dass sie darüber nicht Bescheid wissen; sie haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte nur zum Politadel entwickelt, der ungern auf liebgewonnene Gewohnheiten verzichtet und daher stets neue Geschichten und Begründungen liefern muss, damit der Betrug, von dem sie profitieren, nicht offenkundig wird. Ihr Verhalten ist mit dem eines Diebes vergleichbar, der mit der Beute in der Tasche aus dem Kaufhaus rennt und schreit: „Haltet den Dieb!“ Sie sind daher gezwungen, ohne Unterlass Ablenkungsmanöver zu starten.

FRIEDA: Haager Landkriegsordnung? Schon mal gehört, aber offen gestanden – der Geschichte galt in der Schule nicht mein Hauptinteresse. Ich hatte es mehr mit Bio. Was bedeutet „Haager Landkriegsordnung“?

Carsten Pötter: Die HLKO ist eine vertragliche Vereinbarung vieler Staaten, die das Verhalten bei Landkriegen regelt. Sie stammt aus dem Jahre 1907. In der HLKO sind unter anderem die Verfahren nach einem Waffenstillstand geregelt, der aktuell noch gilt, denn die Alliierten haben mit dem Deutschen Reich keinen Friedensvertrag geschlossen. Der 2 plus 4 Vertrag ist keiner. Auch das will kaum jemand zur Kenntnis nehmen. Das Besatzungsstatut gilt weiterhin. Der 2. Weltkrieg ist noch nicht beendet. Wenn sie diese Fakten berücksichtigen, lösen sich viele Ungereimtheiten und Widersprüche Deutschland betreffend von selbst auf. Ich empfehle, das selbst zu recherchieren und den Verantwortlichen unserer Regierung Fragen zu stellen. Erwarten Sie allerdings keine Antwort.

FRIEDA: Völkerrecht hin oder her: Solange sich der Charakter der Menschen nicht ändert, brächte doch eine „neue Führungselite“ auch nichts, denn der Mensch scheint eben zum Opportunismus zu neigen aus Gründen, die Sie ja in Ihrer ersten Antwort schon nannten. Ich bin der Ansicht, dass patriarchale Systeme es mit sich bringen, Herrscher/Sklave-Strukturen zu etablieren, zumal es bei matriarchal geprägten Ethnien definitiv anders aussieht (vgl. o.g. Interviews). Wir sehen, wie ich finde, zu oft auf die Schauplätze, an denen Freiheit nicht gelingt, statt uns an Modellen zu orientieren, wo Freiheit gelingt – oder zumindest besser gelingt. Scheinbar gibt es aber viele Menschen, die sich immer an „äußeren Autoritäten“ orientieren müssen und eine Art „Führung“ brauchen, die „den Ton“ angibt, womit wir wieder beim Thema Herrscher/Sklave sind. Der Volksmund sagt ja, „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing‘“ oder „Wie der Herr, so das Gescherr...“. Ein Beispiel aus dem realen Leben: Vor Jahren hatte ich eine Mietwohnung, die seinerzeit noch – teils in öffentlicher Hand war. Der Umgang des Personals mit den Mietern war akzeptabel. Dann wurde die Gesellschaft an Investoren verkauft, die aber die Belegschaft weitestgehend übernahmen. Doch, siehe da, die Belegschaft änderte sich abrupt in ihren Gepflogenheiten gegenüber den Mietern, als die „neue Führung“ stärker reglementierte. Der ehemals noch freundliche Hausmeister mutierte zum Befehlsempfänger/-ausführer und auch das Verwaltungspersonal verhielt sich von heute auf morgen unfreundlicher. Daher denke ich, der Kern des Problems ist weniger das System, sondern die „Qualität“ (Bewusstheit) seiner Teile.

Wir haben zudem eine starke Zunahme an Kinderpornografie bzw. dem Konsum an Pornografie generell, wie ich aus sicheren Quellen (Polizei) weiß. Es spricht ja schon für sich, wenn Männer Frauen nicht (mehr) auf Augenhöhe begegnen können, und (oft sogar sehr kleine) Kinder missbrauchen, wohl nur, um sich mächtig zu fühlen oder weil sie ihre eigene Ohnmacht nicht ertragen können. Das zeigt ja schon, wie gestört die Individuen in dieser Gesellschaft sind. Dazu empfehle ich das Buch „Die Krise der Männlichkeit“ von Horst-Eberhard Richter übrigens. Aber, wie Sie in Ihrer ersten Antwort schon sagten, ist das ein komplexes Thema. Ich bin da eher eine Vertreterin der Bindungsanalyse und glaube, dass eine missglückte Bindung wichtige Reifeschritte in der Persönlichkeitsentwicklung vereitelt, warum viele Menschen nicht mehr wirklich erwachsen werden. Auch hierzu sind wir uns sicher einig, denn Sie stellten ja auch den Gastbeitrag „Infantile Gesellschaft“ zur Verfügung. Zusammengefasst kann man also sagen: In der Politik geht es überwiegend ums Geld. Aber gerade in der Politik scheint es eben auch vor narzisstischen Charakteren nur so zu wimmeln. Ich will nun keine Namen nennen, aber mir fielen eine Menge dazu ein. Da auch der gemeine Politiker zur Gattung Mensch zählt, wenngleich selbst das inzwischen von immer mehr Menschen hinterfragt wird (...), stellt sich folgende Frage: Ist der Mensch letzten Endes ein unbelehrbarer Primat?

Carsten Pötter: Der Mensch ist zwar belehrbar, aber nur selten lernfähig. Auch hier wirkt das schon erwähnte Alarmsystem Psyche. Diese Instanz sorgt dafür, dass im Leben im Wesentlichen nur das wiederholt wird, was der Mensch in seinen ersten Lebensjahren erfährt. In diesem Zusammenhang sollten wir uns vergegenwärtigen, dass das Leben nicht mit der Geburt beginnt, sondern mit der Konzeption im Mutterleib. Diese Zeit steckt den emotionellen und mentalen Rahmen ab, in dem sich der Mensch dann später bewegt, und er wird in der Regel genau jene Felder aufsuchen, die er vorher verlassen hat.

FRIEDA: Was Sie sagen, bestätigen übrigens auch Pränatal- und Bindungspsychologen. Welche Rolle spielt Ihrer Ansicht nach die Erziehung dabei, sei es im Elternhaus oder im „Schulsystem“, ob sich jemand eher zum Befehlsempfänger entwickelt oder zu einem mutigen, integren Menschen?

Carsten Pötter: Das Wort „Erziehung“ zeigt bereits den Prozess der Formbildung. Junge Menschen werden „gezogen“, um einer bestimmten Idee zu entsprechen. Da Eltern nur dann vor sich selbst bestehen können, wenn sich ihre eigenen Vorstellungen in ihren Kindern widerspiegeln, werden sie alles tun, damit sich dieses Bild in ihnen fortsetzt. Gleichzeitig sollte nicht vergessen werden, dass Eltern nur das weitergeben können, was sie von ihren eigenen Eltern erhalten haben. Der erfahrene Mangel wird nur durch Kompensation überlebt. Da die Kompensation aber nicht ausgleichen kann, was wirklich fehlt, werden diese Menschen dann später als Eltern nicht mehr spüren, was ihre Kinder fühlen, die dann in Krippen auf Mutter und Vater warten, und stattdessen mit „Bildungsangeboten“ versorgt werden, die ihnen frühzeitig klar machen, dass ein Mensch nur dann einen Wert darstellt, wenn er etwas leistet.

Hier liegt die Geburtsstätte der mentalen und dann materiell geprägten Sklaverei: Der finanzkompatible Primat wächst heran und hält das Konglomerat von Geld und Politik für Demokratie. Der Etikettenschwindel wird dann nicht mehr erkannt. Sie brauchen für Sklaven keine Kennzeichnung mehr, wenn die Sklaven die Sklaverei nicht erkennen. Es braucht auch keine externe Überwachung, wenn das intern viel effizienter geschieht. Die interne Überwachung gelingt dann besonders gut, wenn die Kontrolle des Verstandes und des Belohnungssystem übernommen werden und einen Mechanismus etablieren, der dem Pawlow´schen Reflex entlehnt ist. Sobald ein vorher codiertes Ereignis eintritt, läuft ein automatisches Programm ab. Einer klingelt und alle anderen sabbern. Wer die Kunst der Konditionierung beherrscht, braucht sich über den Erfolg keine Gedanken mehr zu machen, denn der ist programmiert. Dazu gehört die Fähigkeit, Angst zu erzeugen und gleichzeitig Sicherheit anzubieten. Das Ziel ist erreicht, wenn die Sicherheit eines Käfigs etabliert ist, der nicht wie ein Käfig aussieht, sondern mit Geld und Unterhaltung konstruiert wird. Angst und Schrecken werden als Terror bezeichnet und der Terror ist institutionalisiert. Am Ende brüllt der Dieb: „Haltet den Dieb“ und ein kleines Mädchen wird sagen, dass er nackt sei.

FRIEDA: Dazu fällt mir ein noch Beispiel aus dem täglichen Leben ein: Während der Vogel- und Schweinegrippenwerbekampagne vor Jahren war ich damals noch Mitglied im DJV bei einer regionalen DJV-Veranstaltung in Bremen und appellierte an die Anwesenden, die Informationen aus den Agenturen über die angeblichen „Epidemien/Pandemien“ doch zu hinterfragen. Verständnislose Blicke und Kopfschütteln gehörten zu den Reaktionen der Vertreter/innen der hiesigen Presse. Kathrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Linken, sagte kürzlich in einem Interview mit FRIEDA: „Wie es nicht gehen darf, haben wir 2009/2010 beim Hype um die so genannte ‚Schweinegrippe erlebt. Da hatte die WHO die Pandemie-Warnstufe so heruntergesetzt, dass alle Mitgliedsländer verpflichtet waren, große Mengen an Impfstoff zu bevorraten. Wir haben hier eine Menge Geld sinnlos zum Fenster herausgehauen und die massenhafte Verwendung eines noch wenig erprobten Impfstoffs zugelassen. Und in Deutschland sind, anders als in anderen Ländern, auch noch nicht alle damals von Impfschäden Betroffenen entschädigt worden.“

Ich habe mich seinerzeit sogar an die Hauptgeschäftsstelle des DJV in Berlin gewandt. Als damaliges DJV-Mitglied erhielt ich auch die Verbandszeitschrift „Der Journalist“, ein Hochglanzmagazin, das satt Konzernwerbung erhielt, u.a. von einer amerikanischen Fastfood-Kette und einer großen Deutschen Bank. Auf meine schriftliche Anfrage, wie denn objektiver Journalismus gewährleistet werden könne, wenn selbst die DJV-Verbandszeitschrift vor Konzernwerbung strotze, erhielt ich die Antwort, dass man „froh sei, das Interesse von Markendienstleistern“ geweckt zu haben. (Vermutlich mache ich mich gerade mal wieder richtig unbeliebt, aber „Everybodys darling ist everybodys Depp...“) Insgesamt wurde damals von den Massenmedien tendenziös „pro Impfung“ argumentiert. Sogar in den Schulen wurde plötzlich vor der Vogel- und Schweinegrippe gewarnt und heute weiß eigentlich jeder, dass das alles in erster Linie Propaganda war, bei der ein Haufen Steuergelder zugunsten der Pharmaindustrie verbraten wurden. Daran konnte man auch sehen, wie rasend schnell die Informationsübertragung im Herrscher-Sklaven-System funktionierte.

Ich wandte mich damals auch an den Bund der Steuerzahler, doch selbst dort wollte man sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen…

Auf damals zahlreich von mir ausgesendete Info-Texte zur Vogel- und Schweinegrippe erhielt ich lediglich zwei ermutigende Rückmeldungen mit dem sinngemäßen Inhalt: „Endlich sagt mal jemand was!“ Aber auch diese beiden Kollegen hätten ja die Möglichkeit gehabt, „etwas zu sagen“, was sie aber nicht offen taten. Viele der Bremer Kollegen haben eMails von mir seitdem übrigens auf „Spam“ gestellt, teils erhielt ich unfreundliche Antworten. Was also hindert Menschen daran, ihre Meinung offen zu sagen? Konformitätsdenken? Angst? Resignation?

Carsten Pötter: Machen Sie sich klar, dass die meisten Menschen keinen Zugang zu ihrem Wesenskern haben und daher auf die Anerkennung und das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe oder Kaste zwingend angewiesen sind. Wenn diese Verbindung unterbrochen wird, verlieren diese Menschen alles, was ihnen bis dato wichtig erschienen ist. Sie würden auf sich selbst zurückfallen und da sie da nichts vorfinden, ist dieser Zustand existenzbedrohend. Aus diesem Grunde ändert sich wenig. Die Komfortzone ist zu attraktiv, so dass ein Verbleiben darin nicht wirklich in Frage gestellt wird. Ganz wenige Menschen legen post tempora, also nach der aktiven Berufszeit, ihre Beichten über jene Missstände ab, deren Zeugen sie wurden. Viele von ihnen räumen ein, dass ihnen dazu während ihrer Dienstzeit der Mut gefehlt hat. Solange das Salär stimmt, ist die intellektuelle Prostitution akzeptabel.

FRIEDA: Stichworte Globalisierung und Neoliberalismus: Welche Gedanken kommen ihnen dazu in den Sinn?

Carsten Pötter: Die Globalisierung offenbart das entscheidende Gesicht des Finanzsystems, zu dessen Durchsetzung empathielose Wesen notwendig sind. Lassen Sie sich einmal von einem Politiker erklären, warum ein Fabrikarbeiter aus Bochum mit einem Tagelöhner aus Jakarta in Konkurrenz treten muss. Er wird ihnen wahrscheinlich erklären, dass sich der Bochumer an das Lohnniveau in Indonesien anpassen muss, wenn er wettbewerbsfähig bleiben will. Das, was derzeit mit Wettbewerb, Handel und Märkten bezeichnet wird, ist nichts anderes als eine euphemistische Umschreibung für kriegerische Auseinandersetzungen ohne Waffen. Der grenzüberschreitende Handel, der seit Jahrzehnten stattfindet, ist nicht durch gleichwertigen Austausch gekennzeichnet. Die Bezahlung mit Schuldscheinen, ob diese nun auf Dollar beruhen oder als Target-II-Salden verbucht werden, ist nicht werthaltig. Es sind letztlich uneinbringbare Forderungen, denn die Schulden werden nie bezahlt. Die privilegierte Geldschöpfung aus dem Nichts führt schließlich zum Bankrott und dieser wahrscheinlich zum Bürgerkrieg. Die letzten beiden Weltkriege wurden um Geld und Einflusssphären geführt. Der derzeitige Krieg wird zur Unterwerfung des Menschen mit Geld geführt. Der CEO von Goldman Sachs, Lloyd Craig Blankfein erklärte 2009 angesichts der Bankpleiten in den USA, dass er Gottes Werk verrichte. Herr Blankfein verblüffte die Zuhörer des Untersuchungsausschusses mit seinem Eingeständnis, denn sein Gott ist der eifersüchtige und zornige Jahwe (Mammon), in dessen Dienst er steht. Der Neoliberalismus ist ein Produkt dieser Gottheit mit dem Ziel, den Menschen unter das Primat des Geldes zu zwingen. Das Geld dient nicht mehr dem Menschen, sondern der Mensch dient dem Geld. Dass Geld die Welt regiert, ist jedem klar, aber wer kontrolliert das Geld? Dieser Kreis ist übersichtlich. Wer diesen Pfad bis zur Quelle zurückverfolgt, und sich auch nicht vom Etikett der Verschwörungstheorie abschrecken lässt, wird interessante Inhalte zu Tage fördern.

FRIEDA: Hmmm, da haben Sie wohl recht. Wenn man sich allein vor Augen hält, wie viele Unternehmen zum Imperium von Leuten wie Gates und Soros gehören, kommt man doch zu der einen oder anderen unangenehmen Schlussfolgerung. Was halten Sie eigentlich von der Theorie vom „100.sten Affen“? (Ich verweise hier auf einen Vortrag von Dr. Günther Dedié mit dem Titel „Emergenz – Die andere Weltformel“, der bei youtube zu finden ist.)

Carsten Pötter: Die Geschichte der japanischen Affen, die lernten, verschmutzte Süßkartoffeln durch Waschen in Meerwasser genießbar zu machen, zeigt, dass sich eine Idee nicht mehr aufhalten lässt, wenn ihre Zeit gekommen ist. In der Philosophie nennt man das Koinzidenz. Hiermit ist das Zusammentreffen von Ereignissen gemeint, die Prozesse in Bewegung setzen. Wenn sich also eine kritische Menge von geistesklaren Menschen synchronisiert und ihr Bewusstsein auf ein Ziel ausrichtet, das dem Wohle aller dient, ist es keine Frage, ob das formulierte Ziel erreicht wird, sondern nur noch wann. Es braucht dann Gewissheit, Beständigkeit und eine aufrechte Haltung, für die eigene Wahrheit geradezustehen und die Konsequenzen auszuhalten. Das Angst-Spiel hört dann auf, wenn Menschen begreifen, dass man ihnen höchstens ihr Leben, aber nicht ihre Existenz nehmen kann. Dann werden sie für jene Wesen unattraktiv, die sich von der Angst der Menschen ernähren.

FRIEDA: Haben Sie Lösungsideen? Neue gesellschaftliche Strukturen? So etwas wie Gallische Dörfer, die für sich genommen möglichst autark agieren können?

Carsten Pötter: Dieses Feld streift metaphysisches Terrain, in dessen Kern die Wahrheit steht. Frieden in und auf der Welt beruht auf Wahrheit; der Krieg hingegen gedeiht auf Lügen und Täuschungen. Wie wahr unsere Welt derzeit ist, muss jeder selbst feststellen. Wahrhaftigkeit und Authentizität stellen den Schlüssel für die Lösung dar. Diese kann aber im Menschen beginnen, denn nur er trägt den Keim des Erfolges oder des Scheiterns. Das sollte jedem einzelnen bewusst sein. Und diejenigen, die sich darüber bewusst sind, werden das neue Bewusstseinszeitalter erleben und gestalten; der Rest wird wahrscheinlich mit Wegfall der Konsum- und Unterhaltungsindustrie verschwinden. Ich habe wenig Hoffnung, dass sich das Firmament öffnen wird und jene Engel herunterschweben, die der eine oder andere herbeisehnt. Jeder ist aufgerufen, die göttliche Instanz in sich selbst anzurufen und sich dann auf den Weg zu machen. Es ist schon alles da, was gebraucht wird. Es muss nur noch erkannt und gemacht werden.

FRIEDA: Da stimme ich Ihnen vollkommen zu. Ich habe allerdings manchmal den Eindruck, dass viele der im Internet engagierten „Freiheitskämpfer“ womöglich privat auch nicht unbedingt „die Welt verbessern“. Dann wird „Weltverbesserung im Außen“ leicht zum Selbstzweck (Kompensation?) und macht für den Dreck vor der eigenen Haustür betriebsblind. Böse sind dann immer nur die anderen. Weltverbesserung fängt aus meiner Sicht im engeren Umfeld an. Kann man sich aufeinander verlassen? Steht man auch in Krisenzeiten zueinander? Ist eine gemachte Zusage verbindlich oder nur Geschwätz? Da ist mir dann ein wertkonservativer Tischler, der sich anständig um seine Familie kümmert, lieber als ein intellektueller Freiheitskämpfer, der seiner Frau die Verantwortung für den Broterwerb überlässt und/oder, dem Staat die Alimentierung seiner Kinder aufdrückt und sich in seiner Freizeit womöglich noch Pornos reinzieht. Außerdem – wer als Kind „gelernt“ hat, in seiner Wahrnehmung nicht ernst genommen worden zu sein, braucht oft sehr lange, um „Nein“ sagen zu lernen. Ich spreche da durchaus aus eigener Erfahrung. Es ist eben nicht immer einfach, kompromisslos authentisch zu sein, ein Weg, der oft einsam macht und davor haben viele Menschen wohl Angst, weswegen sie sich wohl auch Gruppen anschließen. Dabei übersehen sie womöglich, dass sie den „Christusweg“ der Individuation (ich denke da an das Buch „Grundformen der Angst“ von Fritz Riemann) früher oder später gehen müssen, denn jeder stirbt für sich allein...

Rote oder blaue Pille? Stellt sich die Frage noch? Oder halten wir es wie diese indischen Rosenverkäufer, die früher immer durch die Kneipen zogen und sagten: „Rrrote Rrrosen, Zeichen der Liebe?“

So oder so: Ich danke erneut für das äußerst inspirierende Gespräch und hoffe, dass dieser Beitrag wieder ein wenig für Gesprächsstoff sorgt.

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