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Theodizee

Theodizee – Die Sinnfrage

Carsten Pötter Donnerstag, 21. November 2019 von Carsten Pötter

Theodizee – Die Sinnfrage

„Gott kann zwar alle möglichen Welten denken, aber doch nur die beste von ihnen wollen, denn mit seiner Vollkommenheit wäre es unverträglich, das weniger Vollkommene, oder wenn man will, das Böse zu tun. […] Er hat die beste aller Welten durch seine Weisheit erkannt, durch seine Güte erwählt und durch seine Macht verwirklicht.“

Gottfried Wilhelm Leibniz

Die Theodizee-Frage ist die klassische Rechtfertigungsfrage der monotheistischen Religionen. Wenn Gott allwissend und vollkommen ist, warum ist dann der Zustand der Welt so wie sie ist und warum lässt er dann das Leid auf diesem Planeten zu? Wenn die Welt die bestmögliche ist, wie es der letzte Universalgelehrte Leibniz formulierte, ist das nicht ein überzeugendes Indiz für seine Abwesenheit, so wie Bertrand Russel konstatierte?

In Wille und Vorstellung brachte Arthur Schoppenhauer einen anderen Aspekt auf den Punkt. Die Welt sei stets die, die wir daraus machen. Mit „wir“ meinte er den Menschen, der etwas tut oder auch nicht. Schon kommt der klassische Einwurf: Was vermag der Einzelne? Was kann ich ausrichten gegen den Rest? Eine solche Frage kann nur von Jemand gestellt werden, der kein vollständiges Bild von dem besitzt, was er selbst ist.

Im Kern geht es in den mosaischen Eingottsystemen, die Juden, Moslems und Christen hervorgebracht haben nicht darum, den Menschen Gott nahezubringen, sondern sich als autoritäre Instanz zu etablieren, um genau das Gegenteil zu bewirken. Der Mensch braucht kein mosaisches Modell, um sich mit Gott zu verbinden, denn jeder Mensch ist individueller Ausdruck dieses göttlichen Bewusstseins. Der Mensch braucht keine Kirche und keine Pristerinstanz, denn er trägt den Gottesaspekt bereits in sich.

Gott braucht keine Kirche, um sich zu offenbaren; die Kirche hingegen braucht diesen Gott als Basis für ihr Geschäftsmodell.

Wenn der Zustand der Welt so ist, wie sie ist, dann sollten wir keinen Gott außerhalb fragen, warum das so ist, und warum er das Leid und auch mein persönliches Leid zulässt, sondern dann sollten wir die Frage ausschließlich uns selbst stellen. Was habe ich damit zu tun und welchen Anteil habe ich am Zustand der Welt im Allgemeinen und den Zustand meiner Selbst im Besonderen?

Wer nach dem Grund fragt, möge sich diese Frage in seinem Herzen stellen und die Antwort aushalten, denn es gibt niemanden außerhalb von mir.

Wenn Gott, bzw. Bewusstsein der Urgrund allen SEINS ist und ich diesen Grund in mir trage und dieser durch mich zum Ausdruck kommt, dann besteht meine Aufgabe darin, dem Eindruck zu folgen, der diesen Ausdruck hervorruft. Und wenn dieser Eindruck schädlich und negativ ist, dann sollte ich seine Wirkung verwandeln, denn es ist nichts anderes als organisierte Energie, die sich nicht zerstören lässt. Diese Aufgabe lässt sich allerdings nicht zwischen den Ohren bewerkstelligen, sondern ausschließlich im Herzen.

Um das Thema nochmals aufzugreifen und danach zu fragen, ob Leiden, sowohl das allgemeine, als auch das persönliche ein tieferer Sinn innewohnt, kann dies nur bejaht werden. Der Sinn liegt darin, nach seiner jeweiligen Bedeutung zu fragen und die dahinterstehende Botschaft zu entschlüsseln. Und wenn die Botschaft klar ist, sollte danach gehandelt werden. Am Zustand des Leides kann dann die Wirksamkeit der jeweiligen Maßnahme abgeleitet werden.

Möge daher jeder die richtigen Fragen stellen und diese offen und ehrlich beantworten. Dann ist auch das Theodizee-Problem gelöst.

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